Lyonel Feininger, 1871 – 1956
Brücke III, 1917
Öl auf Leinwand, 80,5 X 100 cm
Köln, Museum Ludwig

Das Bild reflektiert Lyonel Feiningers Auseinandersetzung mit dem Kubismus: Die Welt ist wie durch einen Kristall gesehen und in prismatische Facetten aufgesplittert. Im Gegensatz zur analytischen Formzertrümmerung der Kubisten suchte Feininger jedoch eine feste Bildordnung; Raum, Licht und Atmosphäre bleiben unangetastet.

Feininger, für den der geistige Gehalt seines Motivs von großer Wichtigkeit war, bereicherte den kubistischen Formalismus um eine poetische Komponente. So standen in seinen Bildern Brücke für Unendlichkeitssehnsucht und für das Erlebnis der ewigen Wiederkehr des Gleichen. In einer reich differenzierten Palette von Erdtönen sind hier, vielfach gebrochen, die Schattierungen des Lichts eingefangen, spiegeln sich Luft und Wasser in transparenten Flächenplänen, aus deren Mitte, organisch eingefügt und in gedämpftem Blau und Gelb, die Brücke auftaucht. Scharfkantig. Die ständige Wiederholung derselben spitzen Formen erinnert stark an futuristische Bewegungsmomente.
Die harmonische Bildordnung, die Feininger anstrebte, erreichte er hier ungeachtet der zersplitterten Motive durch ein statisches Bildgerüst, in dem die Diagonalen in einem fragilen Gleichgewicht aufgefangen werden.

Auszug aus dem eBook:

Friedrich II. – Missbrauch eines Mythos – Richard von Weizäcker

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