Frühchristliche Kunst – Kreuzigung Christi

Kreuzigung Christi, Mitte 8. Jh., Fresko, 229 x 189 cm.,
Rom, S. Maria Antiqua, Theodotuskapelle.

Von erlesener Qualität und gutem Erhaltungszustand ist die Kreuzigung Christi an der Stirnwand der Theodotuskapelle. Sie entstand vermutlich zur Zeit von Papst Zacharias (741–752), der in einem der Wandbilder dargestellt ist. Die Kreuzigung geht auf einen in Syrien ausgebildeten Typus des noch lebenden und triumphierenden Christus zurück; seit etwa 1200 wurde er erst durch den tot und nackt am Kreuz hängenden Christustypus ersetzt. Hier in S. Maria Antiqua ist der lebende, aufrechte Körper mit vier Nägeln an das Kreuz geheftet. Die weit geöffneten Augen, der Verzicht auf Blutspuren und Dornenkrone, ferner das den Körper bedeckende lange Priestergewand (colobium) interpretieren die Kreuzigung als Sieg über den Tod und noch nicht als schmerzerfüllte Passion, wie es in der Kunst später üblich wurde.

Inschriftlich bezeichnet flankieren symmetrisch vier Personen das Kreuz auf der ihnen stets vorbehaltenen Seite: Links wendet sich Maria im Trauergestus zur Mitte, hinter ihr erscheint der römische Hauptmann Longinus, der mit der Lanze die Seite Christi öffnet. Auf der rechten Bildseite steht der Evangelist Johannes mit der Hl. Schrift; ihm zugeordnet ist (der nicht titulierte) Soldat Stephaton, der den in Essig getränkten Schwamm emporreicht. Mond und Sonne neben der der Inschriftentafel künden die Finsternis an, die hinter den Hügeln aufsteigt.

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Friedrich II. – Missbrauch eines Mythos – Richard von Weizäcker

7,50 

Duccio di Buoninsegna – Flucht nach Ägypten

Duccio di Buoninsegna, Flucht nach Ägypten, 1308–1311.
Detail von der Predella des Maestà-Altars. Tempera auf Holz, 42,5 x 44 cm.,
Siena, Museo dell’Opera del Duomo.“

Eine Tafel von der Predella der Maestà mit der Darstellung der Flucht nach Ägypten zeigt eine souveräne Verbindung aus byzantinischen und gotischen Elementen: Der verklärenden „maniera greca“ verpflichtet sind etwa die Christusfigur und die schematische Architekturkulisse des Erscheinungsbildes oder die stilisierten Bergformationen sowie der unbestimmte fließende Raum in der Flucht nach Ägypten.

Die bildeinenden Elemente dagegen, wie der durchsichtige Zauber der Farben, die stimmungsvolle Erzählung oder die fließenden Gewänder, sind rein gotisch.

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Friedrich II. – Missbrauch eines Mythos – Richard von Weizäcker

7,50 

Giovanni Battista Tiepolo – Begegnung von Antonius und Kleopatra

Giovanni Battista Tiepolo, Begegnung von Antonius und Kleopatra,
um 1745–50. Wandfresko, Detail,
Venedig, Palazzo Labia

Tiepolo war mit Hilfe spezialisierter Architekturmaler in der Lage, den Innenraum durch szenographische Inszenierung, durch die Einbeziehung von realer und vorgetäuschter Architektur, durch Stuckdekor und Malerei zu einem barocken Gesamtkunstwerk zusammenzufassen. Der Raum wird durch malerische Ausblicke in Portiken, Gärten, Höfe und Himmelszonen zu einem paradiesischen Arkadien umgestaltet, in dem die Helden der Antike in lebensgroßen Gestalten wie auf einer Bühne auftreten.

Unter einem hohen Rundbogen an der Hauptwand des Salone, der durch Stufen und Eckpilaster die Illusion eines Tores annimmt, findet indem hier gezeigten Bild die Begegnung von Antonius und Kleopatra statt. Der römische Feldherr empfängt die in prachtvolle Gewänder gehüllte ägyptische Königin, deren Schiff soeben angelegt hat. Er weist ihr den Weg voraus zum römischen Kaiserpalast, wo das prunkvolle Bankett stattfinden soll.

Das historische Ereignis wird durch Tiepolos geschickte Bildregie in den Stadtpalast der Familie Labia nach Venedig versetzt, wo in der Bankettszene auf der gegenüberliegenden Wand des Salone das festliche Gastmahl vorbereitet ist.

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Friedrich II. – Missbrauch eines Mythos – Richard von Weizäcker

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Vitale da Bologna – Der hl. Georg tötet den Drachen

Vitale da Bologna, Der hl. Georg tötet den Drachen, um 1350 
Tempera auf Holz, 88 x 70 cm
Bologna, Pinacoteca Nazionale“

Innerhalb der italienischen Malerei waren besonders zwei Kunstlandschaften für die Gotik empfänglich: in Oberitalien die Lombardei, in Mittelitalien die Toskana. Die ausgeprägtere Gotik des Nordens vermittelte Italien eine freiere, rhythmisierte Flächenbildung. Aber auch die italienische Malerei des 14. Jh.s wies parallele Erscheinungen auf.

Bereits Vitale da Bologna, das Haupt der emilianischen Schule des 14. Jh.s, vermochte seinen spannungsreichen Legendenerzählungen, etwa der hier gezeigten Szene mit dem Drachenkampf des hl. Georg, zu drastischer Vitalität und Vehemenz zu verhelfen, wie sie in der Emilia üblich war. Der schwungvollen Bewegung des jäh zurückfahrenden Pferdekopfes begegnet in der Gegenrichtung der konzentrierte Todesstoß der Lanze in den Schlund des Drachens; vor Anspannung und Erregung wird der Heilige beinahe aus dem Sattel geworfen.

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Friedrich II. – Missbrauch eines Mythos – Richard von Weizäcker

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Giuseppe Arcimboldo – Der Sommer

Giuseppe Arcimboldo,
Der Sommer, 1563. Öl auf Holz, 66,5 x 51 cm.,
Wien, Kunsthistorisches Museum

Durch Giuseppe Arcimboldo war neben Florenz, Parma und Rom auch in Mailand eine Sonderform der manieristischen Malerei entstanden. Zunächst hatte Arcimboldo noch Glasfenster und Teppiche entworfen, ehe er sich auf allegorische Porträts spezialisierte. Deren Gestalt setzt sich allein aus Naturelementen und Gegenständen des täglichen Gebrauchs zusammen. Große Bedeutung erlangte er durch seine Tätigkeit als Maler des Prager Hofes, wodurch er dem internationalen Manierismus zur Zeit Rudolphs II. völlig neue Impulse gab.

Das Bild „Der Sommer“ gehört zu einem Zyklus von Jahreszeiten, in denen die jeweiligen Früchte gleichsam collagehaft zu einem Brustbild zusammengefügt werden. Aus dem Naturvorbild entstand eine bizarre Kunstfigur. Auf dem Kragen und der Schulter des Strohgewandes signierte und datierte der Künstler seine surreale Kreatur.

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Friedrich II. – Missbrauch eines Mythos – Richard von Weizäcker

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