Duccio di Buoninsegna – Flucht nach Ägypten

Duccio di Buoninsegna, Flucht nach Ägypten, 1308–1311.
Detail von der Predella des Maestà-Altars. Tempera auf Holz, 42,5 x 44 cm.,
Siena, Museo dell’Opera del Duomo.“

Eine Tafel von der Predella der Maestà mit der Darstellung der Flucht nach Ägypten zeigt eine souveräne Verbindung aus byzantinischen und gotischen Elementen: Der verklärenden „maniera greca“ verpflichtet sind etwa die Christusfigur und die schematische Architekturkulisse des Erscheinungsbildes oder die stilisierten Bergformationen sowie der unbestimmte fließende Raum in der Flucht nach Ägypten.

Die bildeinenden Elemente dagegen, wie der durchsichtige Zauber der Farben, die stimmungsvolle Erzählung oder die fließenden Gewänder, sind rein gotisch.

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Friedrich II. – Missbrauch eines Mythos – Richard von Weizäcker

7,50 

Giovanni Battista Tiepolo – Begegnung von Antonius und Kleopatra

Giovanni Battista Tiepolo, Begegnung von Antonius und Kleopatra,
um 1745–50. Wandfresko, Detail,
Venedig, Palazzo Labia

Tiepolo war mit Hilfe spezialisierter Architekturmaler in der Lage, den Innenraum durch szenographische Inszenierung, durch die Einbeziehung von realer und vorgetäuschter Architektur, durch Stuckdekor und Malerei zu einem barocken Gesamtkunstwerk zusammenzufassen. Der Raum wird durch malerische Ausblicke in Portiken, Gärten, Höfe und Himmelszonen zu einem paradiesischen Arkadien umgestaltet, in dem die Helden der Antike in lebensgroßen Gestalten wie auf einer Bühne auftreten.

Unter einem hohen Rundbogen an der Hauptwand des Salone, der durch Stufen und Eckpilaster die Illusion eines Tores annimmt, findet indem hier gezeigten Bild die Begegnung von Antonius und Kleopatra statt. Der römische Feldherr empfängt die in prachtvolle Gewänder gehüllte ägyptische Königin, deren Schiff soeben angelegt hat. Er weist ihr den Weg voraus zum römischen Kaiserpalast, wo das prunkvolle Bankett stattfinden soll.

Das historische Ereignis wird durch Tiepolos geschickte Bildregie in den Stadtpalast der Familie Labia nach Venedig versetzt, wo in der Bankettszene auf der gegenüberliegenden Wand des Salone das festliche Gastmahl vorbereitet ist.

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Friedrich II. – Missbrauch eines Mythos – Richard von Weizäcker

7,50 

Vitale da Bologna – Der hl. Georg tötet den Drachen

Vitale da Bologna, Der hl. Georg tötet den Drachen, um 1350 
Tempera auf Holz, 88 x 70 cm
Bologna, Pinacoteca Nazionale“

Innerhalb der italienischen Malerei waren besonders zwei Kunstlandschaften für die Gotik empfänglich: in Oberitalien die Lombardei, in Mittelitalien die Toskana. Die ausgeprägtere Gotik des Nordens vermittelte Italien eine freiere, rhythmisierte Flächenbildung. Aber auch die italienische Malerei des 14. Jh.s wies parallele Erscheinungen auf.

Bereits Vitale da Bologna, das Haupt der emilianischen Schule des 14. Jh.s, vermochte seinen spannungsreichen Legendenerzählungen, etwa der hier gezeigten Szene mit dem Drachenkampf des hl. Georg, zu drastischer Vitalität und Vehemenz zu verhelfen, wie sie in der Emilia üblich war. Der schwungvollen Bewegung des jäh zurückfahrenden Pferdekopfes begegnet in der Gegenrichtung der konzentrierte Todesstoß der Lanze in den Schlund des Drachens; vor Anspannung und Erregung wird der Heilige beinahe aus dem Sattel geworfen.

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Friedrich II. – Missbrauch eines Mythos – Richard von Weizäcker

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Giuseppe Arcimboldo – Der Sommer

Giuseppe Arcimboldo,
Der Sommer, 1563. Öl auf Holz, 66,5 x 51 cm.,
Wien, Kunsthistorisches Museum

Durch Giuseppe Arcimboldo war neben Florenz, Parma und Rom auch in Mailand eine Sonderform der manieristischen Malerei entstanden. Zunächst hatte Arcimboldo noch Glasfenster und Teppiche entworfen, ehe er sich auf allegorische Porträts spezialisierte. Deren Gestalt setzt sich allein aus Naturelementen und Gegenständen des täglichen Gebrauchs zusammen. Große Bedeutung erlangte er durch seine Tätigkeit als Maler des Prager Hofes, wodurch er dem internationalen Manierismus zur Zeit Rudolphs II. völlig neue Impulse gab.

Das Bild „Der Sommer“ gehört zu einem Zyklus von Jahreszeiten, in denen die jeweiligen Früchte gleichsam collagehaft zu einem Brustbild zusammengefügt werden. Aus dem Naturvorbild entstand eine bizarre Kunstfigur. Auf dem Kragen und der Schulter des Strohgewandes signierte und datierte der Künstler seine surreale Kreatur.

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Friedrich II. – Missbrauch eines Mythos – Richard von Weizäcker

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Lyonel Feininger– Brücke III

Lyonel Feininger, 1871 – 1956
Brücke III, 1917
Öl auf Leinwand, 80,5 X 100 cm
Köln, Museum Ludwig

Das Bild reflektiert Lyonel Feiningers Auseinandersetzung mit dem Kubismus: Die Welt ist wie durch einen Kristall gesehen und in prismatische Facetten aufgesplittert. Im Gegensatz zur analytischen Formzertrümmerung der Kubisten suchte Feininger jedoch eine feste Bildordnung; Raum, Licht und Atmosphäre bleiben unangetastet.

Feininger, für den der geistige Gehalt seines Motivs von großer Wichtigkeit war, bereicherte den kubistischen Formalismus um eine poetische Komponente. So standen in seinen Bildern Brücke für Unendlichkeitssehnsucht und für das Erlebnis der ewigen Wiederkehr des Gleichen. In einer reich differenzierten Palette von Erdtönen sind hier, vielfach gebrochen, die Schattierungen des Lichts eingefangen, spiegeln sich Luft und Wasser in transparenten Flächenplänen, aus deren Mitte, organisch eingefügt und in gedämpftem Blau und Gelb, die Brücke auftaucht. Scharfkantig. Die ständige Wiederholung derselben spitzen Formen erinnert stark an futuristische Bewegungsmomente.
Die harmonische Bildordnung, die Feininger anstrebte, erreichte er hier ungeachtet der zersplitterten Motive durch ein statisches Bildgerüst, in dem die Diagonalen in einem fragilen Gleichgewicht aufgefangen werden.

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Friedrich II. – Missbrauch eines Mythos – Richard von Weizäcker

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Ebenfalls erhältlich bei:

Edgar Maxence, Frau mit Orchidee

Edgar Maxence: Frau mit Orchidee, 1900; Paris, Musée d’Orsay“

„Die Gemälde von Edgar Maxence (1871 – 1954) sind tief beeinflusst von den englischen Prärafaeliten. Die Fremdartigkeit dieser Bilder beruht stark auf einem sehr systematischen Schaffensprozess: Die fotografische Präzision, mit der die Figuren dargestellt sind, steht bewusst einem Hintergrund gegenüber, der sehr dekorativ und oft im Rückgriff auf die Kultur des Mittelalters gestaltet ist, ohne dass er genauer bestimmt oder datiert werden könnte. Der verwirrte Betrachter findet sich in einer Welt, in der das nebensächlichste Detail eine ganz bestimmte Bedeutung haben kann. In gezeigten Bild „La Femme a l’orchidee“ (Frau mit Orchidee), heute im Musée d‘ Orsay in Paris, heben sich Gesicht und Hände des Modells, realistisch wiedergegeben, vom Hintergrund ab, auf dem das Muster des Kleides und die dargestellte Pflanzenwelt ineinander verfließen.

Diese Prinzessin aus der Welt der Legenden schenkt uns einen ungeniert direkten Blick, und als Tüpfelchen auf dem Anachronismus raucht sie eine Zigarette. Dieses Gemälde ist sehr typisch für die Problematik der republikanischen Gesellschaft am Ende des 19. Jahrhunderts in Bezug auf die Darstellung der Frau. Seit langer Zeit, und nicht zuletzt aufgrund der Wiederbelebung der Porträtkunst in der naturalistischen Malerei der achtziger Jahre, waren Männerbildnisse von Liebhabern anerkannt als Gegenstand der psychologischen und moralischen Analyse hohen Ranges, wohingegen Frauenbildnisse, in denen es den Künstlern allein um die Wiedergabe äußerer Schönheit ging, als der Konvention unterworfen galten. Mit diesem Werk von Maxence, entstanden 1900, das natürlich seinen wesentlichen Reiz noch immer seiner Inszenierung vor einem dekorativen Hintergrund verdankt, begann doch auch die Frau, nachdenklich und aktiv, eine größere Rolle zu spielen.“

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Friedrich II. – Missbrauch eines Mythos – Richard von Weizäcker

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