EDOUARD MANET – Im Fokus heftiger Kritik

„Manet wurde für seine Gemälde von allen Seiten angegriffen und von den Kritikern in Grund und Boden gestampft. Die einflussreichsten unter ihnen, wie die Romanciers Zola, Victor Hugo und Baudelaire, standen jedoch auf seiner Seite. Zola hatte Manet im Februar 1866 kennengelernt und verteidigte fortan mit Feuereifer die Sache der Impressionisten in der populären Presse. „L’Oeuvre“ (1866), einer der zwanzig Romane, die „die natürliche und soziale Geschichte der Familie Rougon-Macquart“ (Zolas große Saga-Reihe) erzählen, handelt von einem Maler namens Claude Lantier und von einem gewissen Pierre Sandoz, einem Romancier.

Die Geschichte basiert auf dem Kampf, den Erfolgen und den Niederlagen, die Manet (im Buch kaum getarnt als Lantier dargestellt) und Zola (als Sandoz) in den Literatur- und Künstlerkreisen von Paris erlebten. Zola sagte: „Mit Claude Lantier will ich den Kampf des Künstlers mit der Natur darstellen, das Bemühen um ein schöpferisches Element in jedem Kunstwerk, das Blut und die Tränen, die fließen, wenn man sein eigenes Fleisch hingibt, um etwas Neues zu schaffen, den ununterbrochenen Kampf mit der Wahrheit, die endlosen Misserfolge, das unaufhörliche Ringen mit dem Engel“.

Leidenschaftliche Freundschaft, leidenschaftliche Liebe und leidenschaftliches Arbeiten – so zeigt Zola Lantiers „Bande“, die ganz ernsthaft in ihrem Lieblingscafé Guerbois in der Avenue de Clichy über Alltagsprobleme diskutiert.“

EDOUARD MANET, Emile Zola, 1868
Leinwand, 146 × 114 cm, Paris, Musée d’Orsay

EDOUARD MANET, Nana, 1877
Leinwand, 150 × 116 cm, Hamburg, Kunsthalle

EDOUARD MANET, Ruhepause (Berthe Morisot), 1869
Leinwand, 147,6 × 113 cm, Providence, Rhode Island School of Design

EDOUARD MANET, Argenteuil, 1874
Leinwand, 149 × 131 cm, Tournai, Lyon, Musée des Beaux-Arts

Auszug aus dem eBook:

Friedrich II. – Missbrauch eines Mythos – Richard von Weizäcker

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Die Grundsätze und Hauptgedanken des Impressionismus

  1. Der Maler darf sich vor der visuellen Realität nicht verschließen.
  2. Das Licht beherrscht alles; es überflutet alle Gegenstände und durchdringt Gewebe und Material.
  3. Schatten bestehen aus Komplementärfarben, die ihre Tönung durch die sie umgebenden Primärfarben erhalten. Niemals darf für einen Schatten Schwarz verwendet werden.
  4. Gemälde sind ein fragmentarisch dargestellter Teil der Natur und nicht etwa idealisierte und künstlich konstruierte Kompositionen.
  5. Perspektivische Studien werden nicht als das Ziel an sich betrachtet. Tiefe wird nur verschwommen und dunstig dargestellt, der Raum in zwei Dimensionen aufgeteilt.
  6. Neue Variationen der optischen Wahrnehmung entstehen durch Veränderung der Nuancen im Farbregister, durch Improvisation und Verfeinerung der Farben selbst. Dies zwingt den Betrachter, auf die überaus kühne gegenseitige Durchdringung von Sujet und Material zu reagieren.

EDOUARD MANET, M. und Mme Auguste Manet, 1860
Leinwand, 115,5 × 91 cm, Paris, Musée d’Orsay

CLAUDE MONET, Bahnhof St. Lazare, 1877
Leinwand, 75 × 104 cm, Paris, Musée d’Orsay

EDOUARD MANET, Nana, 1877,
Leinwand, 150 × 116 cm, Hamburg, Kunsthalle

EDOUARD MANET, Blonde Frau mit nackten Brüsten, 1878
Leinwand, 62,5 × 52 cm, Paris, Musée d’Orsay

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EDOUARD MANET erschütterte die Kunstwelt

„Mit diesem revolutionären Gemälde gab Manet eindeutig das Signal zum Aufbruch in die moderne Kunst. Hierbei handelte es sich um das Bildnis einer jungen Frau auf einem Bett, mit nichts anderem bekleidet als mit Ohrringen, Arm- und Halsband, deren linke Hand wie zufällig die Scham bedeckt. Wieder einmal basierte diese Darstellung auf dem Werk eines alten Meisters – diesmal war es Tizians „Venus von Urbino“. Auch diesmal blickt die Frau ganz gelassen aus dem Bild heraus und zeigt keinerlei Anzeichen von Scham – ein Versuch des Künstlers, durch das unverhohlene und provozierende Versprechen sexueller Wonnen und Geheimnisse die Sinne und dadurch auch das Interesse des Betrachters zu wecken. Manet nannte dieses Bild „Olympia“, sozusagen als Hommage an dessen klassisches Vorbild.

Der Salon akzeptierte das Gemälde 1865, aber zum zweiten Mal erschütterte ein Werk von Manet die französische Gesellschaft. Es lag wohl auch an der Art, wie der weibliche Körper dargestellt wurde: ganz, natürlich und ohne Beschönigung. Dieses Bild war ein weiterer Schlag ins Gesicht der Kritiker, und viele fühlten sich von dem leichenartigen Aussehen des Körpers abgestoßen. Ein Kritiker fragte: „Wer ist diese Odaliske mit dem gelben Bauch, ein irgendwo aufgegabeltes heruntergekommenes Modell, das nun Olympia darstellen soll? Zweifellos eine Kurtisane.“

„Olympia“ zog sogar noch mehr Menschen an als „Das Frühstück“. Es war das einzige Bild, das die Leute sehen wollten. Sie drängten sich in riesigen Trauben darum und mussten sogar von zwei kräftigen Angestellten in ihre Schranken verwiesen werden.“

TIZIAN, Die Venus von Urbino, 1538
Leinwand, 119,5 × 165 cm Florenz, Galleria degli Uffizi

EDOUARD MANET, Olympia, 1863
Leinwand, 90 × 130,5 cm, Paris, Musée d’Orsay

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Der Kaiser ist empört: „… dieses Gemälde ist ein Angriff gegen die Sittsamkeit“

„Alle wollten das Gemälde sehen, auf dem zwei bekleidete junge Männer und zwei junge Frauen, die eine halb angezogen, die andere völlig nackt, auf einer kleinen Waldlichtung ein Picknick abhielten. Das nackte Mädchen blickt dabei dem Betrachter mit einer derartig bezaubernden Unbekümmertheit in die Augen, dass sämtliche Kritiker angesichts dieser Obszönität beinahe in Ohnmacht fielen. Der Skandal war perfekt, ganz Paris stand Kopf.

Für die Öffentlichkeit, die gewohnt war, dass Bilder Geschichten erzählten, blieb „Das Frühstück im Freien“ unverständlich. Manet selbst befremdeten und verletzten die Reaktionen auf sein Werk. Es war und ist allgemein üblich, dass Künstler die Kompositionen alter Meister kopieren und sie in ihrem eigenen Stil neu darstellen.

Damit war Manet weit davon entfernt, der traditionellen europäischen Malerei eins auszuwischen, wie böse Zungen behaupteten. Die dargestellte Personengruppe hatte er fast originalgetreu aus Raimondis Stich „Das Urteil des Paris“ nach einem Gemälde von Raffael übernommen, wenngleich er aus den mythologischen Gestalten Menschen seiner eigenen Zeit gemacht hatte. Der elegante und gebildete Manet war kein aufbrausender Revolutionär, der über die Beleidigungen und Seitenhiebe, die die bessere Gesellschaft auf ihn niederprasseln ließ, in Rage geriet. Wie Degas auch kam er aus der oberen Mittelschicht und war zum Zeitpunkt des „Frühstück im Freien“ in den gehobenen Künstlerkreisen bereits voll anerkannt. Schon zwei Jahre vorher hatte der Salon zwei Porträts von ihm akzeptiert, und als sich die impressionistische Bewegung allmählich etablierte, wurden auch immer mehr seiner Werke von den Institutionen aufgenommen.“

EDOUARD MANET, Das Frühstück im Freien, 1863
Leinwand, 208 × 264 cm, Paris, Musée d’Orsay

MARCANTONIO RAIMONDI, ca. 1480-1530
Das Urteil des Paris, Stich nach Rafael

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