Impressionistische Grundsätze werden von Nachfolgern in Frage gestellt

Gauguin und Cézanne analysierten die Grundsätze ihrer Mentoren, der Impressionisten, und scheuten sich nicht, sie in Frage zu stellen. Sie wollten die tief zugrundeliegenden Wahrheiten von Phantasie und Metapher aufdecken, die farbenprächtige Daunendecke, die die Impressionisten über ihre Werke gebreitet hatten, wegziehen. Sobald die oberen Laken entfernt waren, wurde das Bettgestell sichtbar. Gauguin und Cézanne waren wie Lazarus in der Bibel bereit, ihr Bett zu nehmen und zu gehen, um sich dadurch gleichzeitig zu Märtyrern und Ausgestoßenen zu machen.

PAUL CEZANNE, Der Mont Sainte-Victoire, um 1900
Leinwand, 78 × 99 cm, St. Petersburg, Eremitage

HENRI DE TOULOUSE-LAUTREC, Im Moulin Rouge. Der Tanz, 1890
Leinwand, 115 × 150 cm, Philadelphia, Museum of Art, Sammlung Henry P. McIlhenny

Auszug aus dem eBook:

Friedrich II. – Missbrauch eines Mythos – Richard von Weizäcker

7,50 

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Das radikale Erbe des Impressionismus

Aus der impressionistischen Bewegung gingen vier große Genies hervor – Cézanne, van Gogh, Gauguin und Toulouse-Lautrec –, deren Kunst unter dem Begriff „Postimpressionismus“ zusammengefasst wird. Den Kampf, den die Impressionisten damals geführt hatten, war der wichtigste in der modernen Kunst überhaupt: das Durchbrechen von Vorurteilen und Grundsätzen der „angesehenen Kunst“. In den letzten dreißig Jahren des 19. Jahrhunderts hatte sich das Bewusstsein und die Sensibilität Europas radikal verändert. Das Resultat begegnet uns heute überall. Heute zwingen uns zeitgenössische Künstler, ihre Werke zu ihren Bedingungen zu akzeptieren. Sie lassen sich nicht mehr von den Medien oder von ihrer Umgebung unterdrücken und stellen grundsätzlich alle Wertmaßstäbe in Frage. All dies wurde durch das couragierte Aufbäumen der Impressionisten gegen die etablierte Kunst ermöglicht.

HENRI DE TOULOUSE-LAUTREC, Vincent van Gogh, 1887
Pastell 54 × 45 cm, Amsterdam,
Rijksmuseum Vincent van Gogh

HENRI DE TOULOUSE-LAUTREC, Rothaarige Frau im Garten von Père Forest, 1889
Leinwand, 75 × 60 cm, Privatbesitz

PAUL CEZANNE, Junger Mann mit roter Weste, 1894-95
Leinwand, 80 × 64,5 cm, Zürich, Sammlung E. G. Bührle

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Friedrich II. – Missbrauch eines Mythos – Richard von Weizäcker

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Henri de Toulouse-Lautrec, Jane Avril beim Tanzen

Henri de Toulouse-Lautrec, Jane Avril beim Tanzen,
um 1892, Öl auf Karton, 85,5 x 45 cm, Paris, Musée d´Orsay
Jane Avril (1868 -1923), die den Künstlernamen »La Mélinite« (die Explosive, nach dem Sprengstoff Melinit) trug und außer im Moulin Rouge auch im Jardin de Paris als Solotänzerin auftrat, war neben Louise Weber (»La Goulue«, die Gefräßige) und dem weiblichen Clown Cha-U-Kao eine der nachhaltigsten Inspirationsquellen Toulouse-Lautrecs in der Halbwelt von Paris. Ausdruck seiner Faszination sind Porträts in verschiedenen Situationen, so Jane Avril »La Mélinite« (1892), Jane Avril im »Divan Japonais~( (1892) und Jane Avril, Moulin Rouge verlassend, Jane als Tanzende und als Part der Staffage.

Das Porträt Jane Avril beim Tanzen verzichtet auf überflüssige Details; lediglich in der Loge im Hintergrund ist der von der Lithografie Der Engländer im Moulin Rouge (1892) bekannte Mr. Warner mit einer Dame zu erkennen. Der Unter- und Hintergrund der Tanzenden besteht aus einem Geflecht von fahrigen grünen, gelben und blauen Pinselstrichen, die durch ihre Anordnung der an sich starr eingefangenen Tanzpose dynamische Bewegung verleihen. Die in ihren Konturen betonte Figur hebt sich vor allem im bläulichweißen Musselinkleid stark von den hinterfangenden Farben ab.

Das Blauschwarz – weniger von Janes typischem Hut als von ihrem Unterrock, den Strümpfen und Schuhen – evoziert einen Eindruck des Verderbten, gerade auch in Korrespondenz mit dem Unschuld vorspiegelnden Weiß des Kleides. Ungeachtet der akrobatisch wirkenden Tanzhaltung scheint Janes Gesicht von einer teilnahmslosen Nonchalance, einer süffisanten Arroganz gegenüber der zuschauenden Männerwelt geprägt.

Friedrich II. – Missbrauch eines Mythos – Richard von Weizäcker

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