Impressionismus – der Inbegriff von Optimismus

GUSTAVE COURBET
Die Klippen von Etretat nach dem Sturm, 1869
Leinwand, 133 × 162 cm (Detail)
Paris, Musée d’Orsay

„Die Wirkung, die die Landschaften und Porträts der Impressionisten auf uns ausüben, lässt sich ganz einfach in einem Wort zusammenfassen: Optimismus. In keiner anderen Kunstrichtung kommt die Kraft der Farben und die Lebensfreude so stark zum Ausdruck. Jedes impressionistische Gemälde besitzt eine derartige Ausstrahlung, dass man den Rhythmus des Lebens in ihm zu erkennen meint.

Jedes Bild vibriert, leuchtet, schimmert und hält – wenn auch nur für einen flüchtigen Moment – die Atmosphäre und poetische Wirklichkeit der dargestellten Szene fest. Es liegt an dem grenzenlosen Enthusiasmus und Optimismus der impressionistischen Werke, dass sie unser Herz bis heute zu im Sturm erobern. Die Impressionisten waren die ersten, die mit der traditionellen Perspektive, wie sie in der Renaissance üblich war, brachen. Sie konstruierten asymmetrische Szenen, um sich präziser auf Menschen oder Objekte zu konzentrieren, die sie faszinierten.“

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Friedrich II. – Missbrauch eines Mythos – Richard von Weizäcker

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Frans van Mieris – Soldat und Mädchen

Frans van Mieris, Soldat und Mädchen, 1658
Öl auf Holz, 43 x 33 cm,
Den Haag, Mauritshuis

Das Genrethema „Bordellszenen“ (bordeeltjes), die von den Szenen in Wirtshäusern nicht immer deutlich zu trennen sind gehört in die Realität des 17. Jahrhunderts in Holland.

Auch der Leidener Feinmaler Frans von Mieris hat sich diesem Thema zugewandt. Sein Gemälde Soldat und Mädchen vermittelt auf den ersten Blick nichts Anstößiges: ein Wirtshaus, in dem ein Mädchen dem vor ihr sitzenden Soldaten Wein einschenkt. Erst die Details verwandeln die harmlose Stimmung in eine eindeutige Bordellszene: der verschmitzte Blick des Mädchens, ihr offenes Mieder, der erwartungsvoll schauende Mann, die Laute als Liebessignal an der Rückwand und vor allem die drastische Szene kopulierender Hunde im Hintergrund, die auf die eigentliche Funktion des Hauses unmissverständlich hinweist.

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Giotto di Bondone – Der Judaskuss

Giotto di Bondone, Der Judaskuss, um 1304–1306.
Detail eines Freskos, 200 x 185 cm.
Padua, Arena-Kapelle

Gegenüber einer zart und zerbrechlich wirkenden Malerei der Gotik setzt sich Giottos Kunst als monumental und hart, statuarisch, schwer und derb ab. Sie wirkt wie aus Bausteinen „konstruiert“, wobei die geringste Abänderung als störender Eingriff empfunden würde.

Giottos Stilauffassung ist jedoch keineswegs statisch, im Ausdruck leidenschaftslos und auf Einzelfiguren konzentriert, sondern überaus dramatisch, sogar dynamisch, wie die Massenszene in diesem Fresko Judaskuss verdeutlicht. Dieses Bild ist eines der seltenen Beispiele seines Werks, in denen keine Architektur- oder Landschaftskulisse als ortsbestimmendes Element hinzugezogen wurde. Der Vorgang wird allein durch die Haltung der Personen und den Gebrauch ihrer Geräte veranschaulicht. Es handelt sich um ein Nachtstück mit tiefblauem, z.T. abgeblättertem Himmel. Von hinten und von rechts, in zwei dichtgedrängten Gruppen umzingeln mit Stangen und Fackeln bewaffnete Häscherrudel das zentrale Paar mit Christus und Judas. Im Hintergrund bläst jemand das Signalhorn, vorne rechts weist mit ausgestrecktem Arm ein bärtiger Priester auf Christus, der soeben durch die demonstrativ ausholende Umarmung und den Kuss des verräterischen Jüngers inmitten der Gruppe identifiziert wird. Eine blau gekleidete, breitbeinig stehende Rückenfigur hindert einen durch den Bildrand überschnittenen Apostel an der Flucht, während vor ihm Petrus mit einem langen Messer das Ohr des Malchus abtrennt.

Das dramatische Ereignis konzentriert sich ganz auf das eingekreiste zentrale Figurenpaar, das auch farblich herausgehoben ist. Die verschiedenen Richtungen der Stangen lassen auf die Unruhe der Menge schließen, die grandiose Rückenfigur, eine der kühnsten Bilderfindungen Giottos, kontrastiert mit der Vorderansicht des Priesters, der durch Blick und Gestus den Befehl der Gefangennahme auslöst.

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Caravaggio – Bekehrung des Paulus

Caravaggio, Bekehrung des Paulus, 1600–01,
Öl auf Leinwand. 230 x 175 cm., Rom, S. Maria del Popolo, Cappella Cerasi.

Caravaggios ausgereifter Stil wird zum ersten Mal in den Wandbildern der Contarelli-Kapelle von S. Luigi dei Francesi und in der Cerasi-Kapelle von S. Maria del Popolo fassbar.

In dem hier gezeigten Bild „Bekehrung des Paulus“ aus der Cerasi-Kapelle liegt der gestürzte Paulus vom Licht überwältigt und mit flehend erhobenen Armen am Boden. Ein Knecht mit derbknochigen Händen und nackten Füßen führt das den oberen Bildraum füllende, ungesattelte Pferd am Zaumzeug hinweg, eine der einprägsamsten Tierdarstellungen der italienischen Kunst. Nichts ist dagegen zu sehen von der plötzlichen Vision Christi am Himmel, dessen Erscheinung Paulus überwältigte und blind zu Boden fallen ließ.

Die Komposition wurde kurz nach der Entstehung heftig kritisiert, da sie „gänzlich ohne Handlung“ sei und so das beispielhafte Schicksal des hl. Paulus, seine Erleuchtung, nicht gebührend zum Ausdruck käme. In Wirklichkeit aber verursachte gerade diese bisher ungewohnte Anwendung des Lichtes eine völlig neue Sehweise. Caravaggio verwandelt das Licht weder in den atmosphärischen Sfumato-Schleier Leonardo da Vincis noch in die vibrierenden Oberflächenschwingungen Tizians. Er umreißt in klaren Lokalfarben die Körper plastisch und fest. Die schräg einfallende Lichtbahn, deren natürliche Quelle nicht festzustellen ist, beleuchtet scharf und gebündelt bestimmte Bildpartien, während die benachbarten Zonen unter dichten Schatten liegen. In dieser Helldunkelmalerei gewinnt das gezielt eingesetzte Licht erstmals einen eigenständigen Ausdruckswert. Helligkeit betont nicht nur die großartig modellierte Flanke des Pferdes und den Körper des Gestürzten, sondern sie verkörpert darüber hinaus gleichzeitig auch die Lichterscheinung der unsichtbaren Christusfigur, die den Sturz auslöste. Während die Figuren selbst betroffen und teilnahmslos verharren, fällt dem Helldunkelkontrast eine dynamische und akzentuierende Bildfunktion zu.

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Friedrich II. – Missbrauch eines Mythos – Richard von Weizäcker

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Gentile Bellini – Prozession auf der Piazza S. Marco

Gentile Bellini, Prozession auf der Piazza S. Marco, 1496.
Tempera auf Leinwand, 367 x 745 cm., Venedig, Gallerie dell’Accademia“

Gentile Bellini hatte als einer der ersten Künstler die Stellung eines offiziellen Malers der Republik Venedig inne, die im Amt des Dogen staatliche und kirchliche Elemente vereinte. Er wurde der bekannteste Porträtmaler Venedigs, da er jeden neugewählten Dogen zu porträtieren hatte. Im Auftrag der Scuola di S. Giovanni Evangelista führte er gemeinsam mit anderen Malern eine Bildfolge mit Wunderszenen aus, die sich in Venedig ereignet hatten. Das zentrale Bild des Zyklus ist die hier gezeigte großformatige Prozession auf der Piazza di S.Marco, die mit 1496 datiert ist.

Mitglieder der Bruderschaft tragen unter einem hohen Baldachin das vergoldete Kreuzreliquiar, das Teile des Kreuzes Christi enthielt. Bruderschaftsangehörige folgen der Spitze des Zuges, die am unteren Bildrand an einer wartenden Menschenmenge vorbei schreitet und eine lange Prozession von Gläubigen nach sich zieht. Die offene Platzmitte beleben nach hinten sich verkleinernde Spaziergänger und Schaulustige.

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