BERTHE MORISOT – Die Frau in der Impressionisten-Gruppe

Berthe Morisot war eine schöne, gebildete und intelligente junge Frau, die durch die Freundschaft mit Manet in impressionistische Kreise kam. Sie besaß viel Talent. Als Enkelin von Fragonard gelangte sie mühelos in die Oberschicht der Salongesellschaft. Sie stellte zum ersten Mal 1864 im Alter von dreiundzwanzig Jahren im Salon aus. Während der folgenden neun Jahre fanden auch alle weiteren Bilder von ihr die Anerkennung des Salons. Zunächst hatte sie mit Corot studiert, aber als sie Manet besser kennenlernte, geriet auch sie in den Bannkreis der Impressionisten. Gegen Manets Wunsch beteiligte sie sich an der Organisation der ersten Impressionisten-Ausstellung 1874, bei der sie selbst neun Bilder zeigte.

BERTHE MORISOT, Frau bei der Toilette (beim Pudern ihres Gesichtes), 1877-79,
Leinwand, 46 × 39 cm, Paris, Musée National du Louvre

BERTHE MORISOT, Die Wiege, 1872
Leinwand, 56 × 46 cm, Paris, Musée d’Orsay

Fotografie aus dem Jahr 1875

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Friedrich II. – Missbrauch eines Mythos – Richard von Weizäcker

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BERTHE MORISOT – im Kreuzfeuer der Kritiker

Natürlich geriet auch sie dadurch in das Kreuzfeuer der Kritiker, was sie jedoch mit geradezu stoischem Gleichmut ertrug. Ein Kritiker schrieb nach der zweiten Impressionisten-Ausstellung 1876: „Der unschuldige Fußgänger wird durch die Fahnen vor dem Gebäude angezogen und geht hinein, um sich umzusehen. Aber welch grausamem Spektakel sind seine Augen hier ausgesetzt! Fünf oder sechs Irre – sogar eine Frau ist darunter – sind dem Wahnsinn des Ehrgeizes völlig verfallen und wagen es sogar, ihre Bilder öffentlich auszustellen. Es gibt auch eine Frau in der Gruppe, wie in fast allen berühmten Banden. Sie heißt Berthe Morisot und ist eine Kuriosität. Trotz ihrer Anfälle von Delirium gelingt es ihr, eine gewisse feminine Grazie aufrechtzuerhalten.“

Die Männer der Künstlergruppe schäumten vor Wut über diese Beleidigungen, aber Berthe blieb gelassen. „Sie konnte darüber nur lachen“, erinnerte sich Renoir später.

BERTHE MORISOT, Das Eßzimmer, 1886
Leinwand, 61,3 × 50 cm, Washington, National Gallery of Art

PIERRE-AUGUSTE RENOIR, Die Badende, 1882
Leinwand, 54 × 39 cm, Privatbesitz

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EDOUARD MANET und BERTHE MORISOT – Eine besondere Beziehung

Manet begegnete Berthe zum ersten Mal, als er im Louvre ein Gemälde von Rubens kopierte. Fantin-Latour stellte sie einander vor. Manet fragte sie, ob sie ihm für sein Bild „Der Balkon“, das im folgenden Jahr im Salon ausgestellt wurde, Modell stehen wolle. Obwohl sie sich beide sehr stark zueinander hingezogen fühlten, scheint Manet Distanz gewahrt zu haben, und es gibt keinerlei Hinweise darüber, dass sie je seine Geliebte war.

Ihre enge Freundschaft währte sechs Jahre, bis Berthe schließlich Manets jüngeren Bruder Eugene heiratete. Das Paar ließ sich in der Rue de Villejust nieder, wo ihr Haus ein bevorzugter Treffpunkt der Impressionisten sowie eine Anlaufstelle für viele der jungen Dichter und Poeten jener Zeit wurde.

EDOUARD MANET, Der Balkon, 1868-69
Leinwand, 169 × 125 cm, Paris, Musée d’Orsay

BERTHE MORISOT, Mutter und Schwester der Künstlerin, 1869-70
Leinwand, 101 × 81,8 cm, Washington, National Gallery of Art

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Berthe Morisot – Von der Kunstgeschichte ignoriert

Impressionistin der ersten Stunde
Berühmte Malerkollegen wie Auguste Renoir, Edgar Degas oder Claude Monet waren von ihr begeistert und haben sie verehrt:

Berthe Morisot, geboren am 14.1.1841 in Bourges und verstorben am 2.3.1895 in Paris, gehörte zu den beutenden Mitbegründern des Impressionismus. Sie beteiligte sich – außer in 1877 – an sämtlichen Ausstellungen dieser revolutionären Kunstrichtung. Schon als 15 Jährige war ihr größter Wunsch Malerin zu werden. Zusammen mit ihrer Schwester Elma erhielt sie Zeichenunterricht und arbeitete ab 1857 bei dem Lyoner Maler Joseph Benoit Guichard, der die beiden Mädchen klug zu führen verstand. Durch seine Vermittlung wurde ab 1862 Jean Baptiste Camille Corot ihr Lehrer, der die weitere Entwicklung der Malerin bis Ende der Sechziger Jahre stark beeinflusste.

Deutlich wird dieser Bezug z.B. in dem hier dargestellten Landschaftsbild „Hafen von Lorient“, auf dem rechts im Vordergrund Berthes Schwester abgebildet ist: 1868 begegnete sie Edouard Manet, dessen bevorzugtes Modell sie wurde. Manet, mit dem sie freundschaftlich verbunden war, gab ihr Anleitung in der Technik des Pastells und überarbeitete gelegentlich sogar ihre Bilder.

Es ist erstaunlich, dass sie trotz Manets Präsenz künstlerisch kaum unter dessen Einfluss geriet – ihre Bilder sind stets atmosphärischer und intimer in der Aussage. Berthe Morisot pflegte instinktiv zunächst die Freilichtmalerei, worin sie vor allem Charles Francois Daubigny bestärkt haben dürfte, den 1863 in Pontoise kennengelernt hatte. Sie selbst war es, die Manet für das Malen im Freien gewann. immer wieder malte sie aber auch Interieurs und nach 1873 kaum noch Landschaften.

1874, anläßlich der ersten Impressionisten Ausstellung im Atelier des Fotografen Felix Radar, an der sie sich gegen Manets Willen beteiligte, stelle sie das hier gezeigte Bild: „Die Wiege“ aus – heute eines ihrer bekanntesten Bilder.

1875 organisierte Berthe Morisot, Alfred Sisley, Claude Monet und Pierre Auguste Renoir im Pariser Hotel Drouot eine Versteigerung, bei der der durchschnittlich Erlös 10 Francs betrug. Berthes erzielte mit 480 Francs den höchsten Preis für eines ihrer Interieur Bild 1877 heiratete sie Eugène Manet, den Bruder des Malers. Unter dem Eindruck der Werke von William Turner und John Constable, die sie 1875 in London studiert hatte, und durch ihren Aufenthalt auf der Insel Wright, von dem sie einige Marinebilder mitbrachte, war ihr Farbauftrag erstaunlich locker geworden.

Farblich gelangen ihr irisierende Effekte, bei denen die Realität manchmal nur noch angedeutet war. Um 1880 erlangte die Malerin ihre größte Reife. Bei der Impressionisten Ausstellung in diesem Jahr hinterließ sie einen sehr starken Eindruck. In der malerischen Sensibilität erreichte sie ihren Höhepunkt. Es gelang ihr vielfältige Kontraste auf bisher  ungekannte Weise zu harmonisieren. Und auch in der spontanen Technik des Aquarells zeigte sich ihr ganz spezifischer Charme. Nach dem Tode von Edouard Manet im Jahre 1883 ist eine Annäherung an den Malstil von Pierre Auguste Renoir zu erkennen, der in dieser Zeit in Auguste Dominique Ingres seinen Meister sah. Das bedeutete eine Priorität der Zeichnung und exakten Formdefinition.

Für Berthe Morisot lag die Beschäftigung mit Druckgrafiken nahe, die sie jedoch nur zwischen 1888 und 1890 schuf. Es folgten weitere Ausstellungen wie z.B. 1886  in den USA und 1887 am „Salon de XX“ in Brüssel. 1892 hatte sie ihre erste Einzelausstellung in Paris, nachdem ein Jahr zuvor ihr Mann verstorben war. Ihr Gesamtwerk wirkt wie ein familiäres Tagebuch, gleichzeitig ist es ein wesentlicher Teil der Geschichte des Impressionismus. Obwohl andere Künstler die Malerei von Berthe Morisot teilweise beeinflussten, blieb ihre Kunst immer eigenständig.

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