Die Grundsätze und Hauptgedanken des Impressionismus

  1. Der Maler darf sich vor der visuellen Realität nicht verschließen.
  2. Das Licht beherrscht alles; es überflutet alle Gegenstände und durchdringt Gewebe und Material.
  3. Schatten bestehen aus Komplementärfarben, die ihre Tönung durch die sie umgebenden Primärfarben erhalten. Niemals darf für einen Schatten Schwarz verwendet werden.
  4. Gemälde sind ein fragmentarisch dargestellter Teil der Natur und nicht etwa idealisierte und künstlich konstruierte Kompositionen.
  5. Perspektivische Studien werden nicht als das Ziel an sich betrachtet. Tiefe wird nur verschwommen und dunstig dargestellt, der Raum in zwei Dimensionen aufgeteilt.
  6. Neue Variationen der optischen Wahrnehmung entstehen durch Veränderung der Nuancen im Farbregister, durch Improvisation und Verfeinerung der Farben selbst. Dies zwingt den Betrachter, auf die überaus kühne gegenseitige Durchdringung von Sujet und Material zu reagieren.

EDOUARD MANET, M. und Mme Auguste Manet, 1860
Leinwand, 115,5 × 91 cm, Paris, Musée d’Orsay

CLAUDE MONET, Bahnhof St. Lazare, 1877
Leinwand, 75 × 104 cm, Paris, Musée d’Orsay

EDOUARD MANET, Nana, 1877,
Leinwand, 150 × 116 cm, Hamburg, Kunsthalle

EDOUARD MANET, Blonde Frau mit nackten Brüsten, 1878
Leinwand, 62,5 × 52 cm, Paris, Musée d’Orsay

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Friedrich II. – Missbrauch eines Mythos – Richard von Weizäcker

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CLAUDE MONET – seine malerischen Experimente überschritten alle Grenzen

„Monets optischen Experimente überschritten leichtfüßig alle bisherigen Grenzen. Es war seine Idee, immer wieder dasselbe Motiv aus wechselnden Blickrichtungen, im sich wandelnden Licht und unter verschiedenen klimatischen Bedingungen darzustellen. 1877 nahm sich Monet ein brandneues Sujets vor, welches das Leben der Menschen zu Beginn des neuen Jahrhunderts zweifellos völlig veränderte – die Eisenbahn. Er malte eine ganze Serie herrlicher Bilder im Bahnhof St. Lazare und schaffte es, den Bahnhofsvorsteher davon zu überzeugen, dass er eine gefeierte Salonberühmtheit war.“

„Renoir erinnert sich: „Die Züge wurden angehalten, die Bahnsteige gereinigt und die Lokomotiven mit Kohle vollgestopft, damit sie so rauchten, wie Monet es wünschte.“ Den quellenden Dampf der Lokomotive unter der Brücke stellte er rauchblau dar. Auf dem Bild „Le Pont d’Europe“ erhaschen wir durch den wabernden Rauch einen Blick auf die Rue de Rome und auf Les Batignolles. Monet hat das eher unansehnliche Motiv eines Handelsdepots gemalt wie eine liebliche Landschaft in der Normandie. Bis zu jenem Zeitpunkt galt die Architektur der Schwerindustrie keinesfalls als Objekt für die schönen Künste. Monet setzte mit diesem Gemälde einen Präzedenzfall.“

CLAUDE MONET, Bahnhof St. Lazare, 1877
Leinwand, 75 × 104 cm, Paris, Musée d’Orsay

CLAUDE MONET, Bahnhof St. Lazare, Le pont de l’Europe, 1877
Leinwand, 64 × 80 cm, Paris, Musée Marmottan

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EDOUARD MANET erschütterte die Kunstwelt

„Mit diesem revolutionären Gemälde gab Manet eindeutig das Signal zum Aufbruch in die moderne Kunst. Hierbei handelte es sich um das Bildnis einer jungen Frau auf einem Bett, mit nichts anderem bekleidet als mit Ohrringen, Arm- und Halsband, deren linke Hand wie zufällig die Scham bedeckt. Wieder einmal basierte diese Darstellung auf dem Werk eines alten Meisters – diesmal war es Tizians „Venus von Urbino“. Auch diesmal blickt die Frau ganz gelassen aus dem Bild heraus und zeigt keinerlei Anzeichen von Scham – ein Versuch des Künstlers, durch das unverhohlene und provozierende Versprechen sexueller Wonnen und Geheimnisse die Sinne und dadurch auch das Interesse des Betrachters zu wecken. Manet nannte dieses Bild „Olympia“, sozusagen als Hommage an dessen klassisches Vorbild.

Der Salon akzeptierte das Gemälde 1865, aber zum zweiten Mal erschütterte ein Werk von Manet die französische Gesellschaft. Es lag wohl auch an der Art, wie der weibliche Körper dargestellt wurde: ganz, natürlich und ohne Beschönigung. Dieses Bild war ein weiterer Schlag ins Gesicht der Kritiker, und viele fühlten sich von dem leichenartigen Aussehen des Körpers abgestoßen. Ein Kritiker fragte: „Wer ist diese Odaliske mit dem gelben Bauch, ein irgendwo aufgegabeltes heruntergekommenes Modell, das nun Olympia darstellen soll? Zweifellos eine Kurtisane.“

„Olympia“ zog sogar noch mehr Menschen an als „Das Frühstück“. Es war das einzige Bild, das die Leute sehen wollten. Sie drängten sich in riesigen Trauben darum und mussten sogar von zwei kräftigen Angestellten in ihre Schranken verwiesen werden.“

TIZIAN, Die Venus von Urbino, 1538
Leinwand, 119,5 × 165 cm Florenz, Galleria degli Uffizi

EDOUARD MANET, Olympia, 1863
Leinwand, 90 × 130,5 cm, Paris, Musée d’Orsay

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Der Kaiser ist empört: „… dieses Gemälde ist ein Angriff gegen die Sittsamkeit“

„Alle wollten das Gemälde sehen, auf dem zwei bekleidete junge Männer und zwei junge Frauen, die eine halb angezogen, die andere völlig nackt, auf einer kleinen Waldlichtung ein Picknick abhielten. Das nackte Mädchen blickt dabei dem Betrachter mit einer derartig bezaubernden Unbekümmertheit in die Augen, dass sämtliche Kritiker angesichts dieser Obszönität beinahe in Ohnmacht fielen. Der Skandal war perfekt, ganz Paris stand Kopf.

Für die Öffentlichkeit, die gewohnt war, dass Bilder Geschichten erzählten, blieb „Das Frühstück im Freien“ unverständlich. Manet selbst befremdeten und verletzten die Reaktionen auf sein Werk. Es war und ist allgemein üblich, dass Künstler die Kompositionen alter Meister kopieren und sie in ihrem eigenen Stil neu darstellen.

Damit war Manet weit davon entfernt, der traditionellen europäischen Malerei eins auszuwischen, wie böse Zungen behaupteten. Die dargestellte Personengruppe hatte er fast originalgetreu aus Raimondis Stich „Das Urteil des Paris“ nach einem Gemälde von Raffael übernommen, wenngleich er aus den mythologischen Gestalten Menschen seiner eigenen Zeit gemacht hatte. Der elegante und gebildete Manet war kein aufbrausender Revolutionär, der über die Beleidigungen und Seitenhiebe, die die bessere Gesellschaft auf ihn niederprasseln ließ, in Rage geriet. Wie Degas auch kam er aus der oberen Mittelschicht und war zum Zeitpunkt des „Frühstück im Freien“ in den gehobenen Künstlerkreisen bereits voll anerkannt. Schon zwei Jahre vorher hatte der Salon zwei Porträts von ihm akzeptiert, und als sich die impressionistische Bewegung allmählich etablierte, wurden auch immer mehr seiner Werke von den Institutionen aufgenommen.“

EDOUARD MANET, Das Frühstück im Freien, 1863
Leinwand, 208 × 264 cm, Paris, Musée d’Orsay

MARCANTONIO RAIMONDI, ca. 1480-1530
Das Urteil des Paris, Stich nach Rafael

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Gründung und Ausstellung der ersten Impressionistengruppe

„Die Impressionisten hatten es hauptsächlich dem Kunsthändler Paul Durand-Ruel zu verdanken, dass sie ihre ersten Gemälde ausstellen durften. Durand-Ruel organisierte für sie zwischen 1870 und 1875 in seiner eigenen Galerie in London einige Ausstellungen. Wieder in Paris arbeiteten die Künstler einen regelrechten Schlachtplan aus, um ihre erste eigene Ausstellung außerhalb des Pariser Salon zu erhalten. Am 15. April 1874 eröffnete die Ausstellung der ersten Impressionistengruppe im Atelier des Fotografen Nadar an der Ecke des Boulevard Capucines.

Sie trug den nicht sehr rühmlichen Titel „Anonyme Gesellschaft von Künstlern, Malern, Graveuren etc.“. Von den dreißig Ausstellern hatten sich acht Künstler zu einer solidarischen Gruppe zusammengeschlossen: Monet, Renoir, Pissarro, Cézanne, Degas, Sisley, Boudin und eine einzige Frau, Berthe Morisot, eine Freundin Manets. Eines der gezeigten Gemälde war dazu bestimmt, der Ausstellung einen treffenden Namen zu geben: Es war von Monet und hieß „Impression: Sonnenaufgang“. Als Louis Leroy, der Kritiker des satirischen Magazins „Le Charivari“ dieses Bild sah, kreierte er das Wort „Impressionismus“ – und dies war alles andere als wohlgefällig gemeint.“

CLAUDE MONET
Impression, aufgehende Sonne, 1872
Leinwand, 48 × 63 cm
Paris, Musée Marmottan

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„Lasst uns gehen, dieser Ort ist ungesund“, sagte Monet

„Der Geschmack der neuen Großindustriellen im damaligen Frankreich, die dem technischen Fortschritt ungeheure Reichtümer abgewonnen hatten, verlangte nach kulturellen Symbolen der Kontinuität und Stabilität. Er wurde hauptsächlich von dem Maler Ingres gelenkt, der als Präsident der Ecole des Beaux-Arts maßgeblich das ästhetische Denken beeinflusste und folgendes verkündete: „Klassische Figuren sind nur deshalb als schön zu bezeichnen, weil sie der Schönheit der Natur ähneln.

Die Natur wird immer schön sein, wenn sie schönen antiken Figuren ähnelt.“ Als Monet, Renoir, Sisley und Bazille in Paris die Malerei erlernten, mussten auch sie die Antike – griechische Büsten und Reliefs – studieren. „Lasst uns gehen, dieser Ort ist ungesund“, sagte Monet, „hier gibt es keine Ehrlichkeit.“ Die offizielle Kunst erschien ihnen wie eine Wachsmaske, die, sobald man sie entfernte, einen Mangel an geistigem Inhalt offenbarte. Sie klammerte sich zu sehr an die Vergangenheit, wobei ihr jeglicher geistiger Schwung fehlte.“

CLAUDE MONET
Frau mit Sonnenschirm, nach rechts gewandt 1886
Leinwand, 131 × 88 cm
Paris, Musée d’Orsay

CLAUDE MONET
Frau mit Sonnenschirm, nach links gewandt, 1886
Leinwand, 131 × 88 cm
Paris, Musée d’Orsay

CLAUDE MONET
Frau mit Sonnenschirm, nach links gewandt, 1886
Leinwand, 131 × 88 cm
Paris, Musée d’Orsay

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